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Art Basel Hong Kong: Jungdynamisch in Hongkong

Bestenfalls zur Muttermesse treiben die PR-Abteilungen und Agenturen der großen Galerien einen derartigen Aufwand wie zur Art Basel Hong Kong. Die Messe hat noch nicht einmal eröffnet, da meldet Hauser & Wirth schon den kompletten Ausverkauf seiner Galerieausstellung mit Werken von Louise Bourgeois zu Preisen zwischen 250.000 und vier Millionen US-Dollar. Die asiatische Tochter der Art Basel hat sich in nur sieben Ausgaben zum Zugpferd der Schweizer und zum Motor einer ganzen Weltregion entwickelt. Wohl kaum ein Marktplatz ist durch eine derartige Dynamik gekennzeichnet.

Johann König möchte nicht uneingeschränkt in den Jubel einstimmen. Er habe zwar gut verkauft, erklärt er. "Aber vielleicht bin ich ein bisschen erfolgsverwöhnt. Wir haben alle Bilder verkauft, aber kaum Skulpturen. Dabei haben wir so tolle Skulpturen dabei. Die Kollegen aus dem Westen zeigen fast nur Malerei. Das finde ich ein bisschen langweilig." Tatsächlich sind dreidimensionale Arbeiten überwiegend an asiatischen Ständen zu sehen. Der logistische Aufwand mag für diese Entscheidung eine Rolle spielen.

Für Solene Guillier von der Pariser gb agency ist es ein gutes Jahr. Auf die Frage nach der Preisspanne antwortet sie: "14.000 bis 120.000 Euro." Werke am Stand oder Verkäufe? "Beides" sagt sie nach kurzem Überlegen. Die Käufer kämen von überall, erklärt sie. Überall aus Asien. Amerikaner und Europäer sähe sie hier seltener. Und die Sammler seien in der Regel eher jung. Ihr Galerieprogramm spräche diese Zielgruppe an, deren Mitglieder in der Regel im Ausland ausgebildet seien, viel reisten und selber recherchierten.

Wie gereift der Marktplatz und die Sammlerschaft sind, lässt sich etwa am Angebot der Arario Gallery mit Standorten in Seoul und Schanghai beobachten. Die Pionierin der indischen Kunst Nalini Malani vertrete sie zwar schon seit zehn Jahren, erklärt Henna Joo, doch erst jetzt sei es möglich und sinnvoll, die explizierten Großformate an die Außenwand der Koje zu hängen. Und noch etwas beweist diese Auswahl, hier, wie an anderen Ständen von westlichen Kollegen: Gerade letztere dienen ihrem asiatischen Publikum nicht mehr überwiegend das an, was weg muss von der hauptsächlich aus Schauwerten bestehenden Markenware. Die zweite Generation der chinesischen Sammler ist anspruchsvoller als ihre Eltern, hat mehr gesehen und weiß mehr. Und sie hat sehr viel Geld. Das sie allerdings nicht glücksspielerisch in Spekulationskunst steckt.

Die Wild West-Zeiten des Marktes sind weitgehend vorbei. Ein Europäer mit Galerie in Peking, der seinen Namen nicht genannt wissen möchte, sieht auch die Rahmenbedingungen kritisch. Mit dem wachsenden Einfluss Chinas auf die Politik in Hongkong werde der Handlungsspielraum kleiner. Die Regierung ziehe inhaltlich die Daumenschrauben an und habe vorab Abbildungen von jedem Werk verlangt, das nach Hongkong zur Messe geht. Die große Freiheit, die die ehemalige Kronkolonie im Rahmen der "Ein Land, zwei Systeme"-Politik bisher genossen hat, droht zunehmend zu schwinden. Aber dass sich die Uhr tatsächlich zurückdrehen ließe, möchte man angesichts der Erfolgsgeschichte des Kunstmarkts in Hongkong nicht recht glauben.

Mehr Texte von Stefan Kobel

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Art Basel Hong Kong
29 - 31.03.2019

Hong Kong Convention and Exhibition Centre
Hongkong, 1 Expo Drive, Wanchai
http://www.artbasel.com


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