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Maria Lassnig - Die Findung der Gefühlsorte: Sammler-Stück: Maria Lassnig, „Bildtransport“

Eine schreitende Figur scheint aus dem Bild regelrecht herauszutreten. Das wie im Stechschritt ausgestreckte linke Bein und die linke Hand haben den Bildraum bereits verlassen, der ohnehin zu klein ist, um die gesamte Person aufzunehmen. Der im Verhältnis zu große Kopf nimmt das gesamte obere Drittel der Leinwand ein. Der Mund ist geöffnet wie zu einem Schrei. Das Martialische der Szenerie steht aber nicht im Vordergrund, es kann auch als kraftvolles Ausschreiten, wie etwa beim Wandern gelesen werden. Die Leinwand selbst ist als Bild-im-Bild wiederum eingebettet in einen nicht näher definierten Raum. Dabei liegt sie schräg auf einer Transportvorrichtung, einer Sackkarre mit zwei Rädern.

Maria Lassnig, deren Geburtstag sich am 8. September zum einhundertsten Mal jährt, verknüpft in dem 1986 entstandenen Werk die Thematik der Selbstdarstellung und ihrer Reflexion des Malaktes an sich. Das in der Kunstgeschichte oft aufgegriffene Thema der Malerei über die Malerei, in der die Künstlerin oder der Künstler im Atelier bei der Arbeit zu sehen ist, ersetzt Lassnig jedoch durch eine zeitgenössischere Situation. Der „Bildtransport“ zeigt den Moment, in dem das Werk den geschützten Atelierraum verlässt, um zur Schau gestellt zu werden. Es ist der Moment, in dem die Künstlerin sich selbst dem Publikum mit ihrer Selbstdarstellung offenbart, so wie in ihren „Körperbewusstseinsbildern“. Gleichzeitig stellt die Künstlerin aber klar, dass bei aller Emotion, der Lassnig in ihren Bildern Ausdruck verleiht, immer auch Fragen der Malerei verhandelt werden. In der Werkserie „Innerhalb und außerhalb der Leinwand“, die zwischen 1984 und 1987 entstanden ist, verweist Maria Lassnig auf ihre Rolle als Malerin. Nicht nur der Akt des Malens ihrer Selbstbildnisse wird dabei sichtbar. Speziell in diesem Werk hat sie auf ihre Situation als Künstlerin verwiesen. Damals war sie nach dem Ausbruch aus der Enge der österreichischen Heimat wieder zurückgekehrt und hatte endlich auch hier Arbeit und Anerkennung gefunden.

Maria Lassnings „Bildtransport“ (1986) ist noch bis zum 25. Oktober in der Galerie Ulysses zu sehen.

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Abbildung: Maria Lassnig, Bildtransport, 1986, Öl/Leinen, 200 x 135 cm © Maria Lassnig Stiftung

Mehr Texte von Werner Rodlauer

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Maria Lassnig - Die Findung der Gefühlsorte
23.05 - 25.10.2019

Galerie Ulysses
1010 Wien, Opernring 21
Tel: +43 (0)1 / 587 12 26, Fax: +43 (0)1 / 587 21 99
Email: ulysses@galerie-ulysses.at
http://www.kunstnet.at/ulysses
Öffnungszeiten: Di-Fr 10-18, Sa 11-14


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