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Whispering Dialogues: Bruchstückhafte Dialoge zum besseren Verständnis

Eine Installation aus zwei Lautsprechern empfängt die Besucher*innen schon im Hof der Galerie 5020. Die kurzen Laute, die dabei zu hören sind, irritieren: Man könnte an Schüsse denken, doch dazu ist der Ton zu wenig bedrohlich, für eine Komposition scheint die Abfolge jedoch zu unstrukturiert. Das Missverständnis löst sich dann in der Galerie, denn die Anordnung, die noch einen weiteren Lautsprecher im Ausstellungsraum umfasst, thematisiert eine der universellsten Sprachen überhaupt: Das Klatschen als Beifallsbekundung und Zustimmung, das von Kollektiv FAXEN in der Installation „Bravo!“ auf seine interkulturelle Fähigkeit der Verständigung hin untersucht wurde. Dabei zeigt sich der Applaus – auch in Zeiten der Salzburger Festspiele als seltsam hohles Konstrukt, das losgelöst von seinem auslösenden Ereignis zur bedeutungslosen Geste verkommt.

Ähnlich reduziert zeigt sich die Kommunikation auch bei Michael Heindl, der seit dem Jahr 2015 Handytelefonate, die er durch Zufall mithören kann, protokolliert und archiviert. Die kurze händische Mitschrift seines „T Archive (Data for Radical Interpretation)“ ergänzt Heindl durch Orts- und Zeitangaben, sowie ein schnell gezeichnetes Portrait des/der Sprechenden. Anders als bei der allumfassenden elektronischen Datensammlung bleibt Heindls Mitschrift bruchstückhaft und damit auch nicht ökonomisch verwertbar.

Einen meist radikal verkürzten Aspekt der Kommunikation greift Andrea Maurer in ihrer Installation „Du bist nicht gerade in Anordnung plötzlich da“ (2018) auf. Ihre zerteilten Plakatwände reduzieren die Sprache bzw. die Botschaft auf ihre reine Zeichenhaftigkeit. Die zerschnittenen Buchstaben können per beiliegender Tafel zwar rasch wieder dechiffriert werden, doch eine Sinnstiftung verwehrt Maurer den Betrachter*innen.

Auf ihre physikalische Körperlichkeit als bewegte Luft reduziert Christine Schörkhuber ihren Text „Something in the air“. Die Tonaufnahme wird dabei in die rotierende Bewegung von Lüftermotoren übersetzt, die Sprache verfliegt als Luftstrom im Ausstellungsraum. Nur wer genau hinhört, kann manchmal, ganz leise, Bruchstücke im elektrischen Surren der Motoren wahrnehmen.

Die komplexeste Auseinandersetzung mit Sprache und Bedeutung liefert Ricarda Denzer mit ihrem „Echo, oder die Abweichung vom Original“ (2018). Denzer reiht assoziativ Elemente persönlicher Recherche aneinander und verknüpft diese zu einer Gesamterzählung, indem sie archäologische Methodik und künstlerische Praxis kombiniert.

Das Trennende einer gemeinsamen Sprache mag einem als literarisches Bonmot zur Ausstellung in den Sinn kommen, die Zusammenstellung der fünf Positionen lässt jedoch ein gemeinsames künstlerisches Sprechen zu, das auf eine mögliche Verständigung jenseits sprachlicher Konventionen verweist.

Mehr Texte von Werner Rodlauer

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Whispering Dialogues
13.07 - 28.09.2019

Fünfzigzwanzig
5020 Salzburg, Residenzplatz 10
Tel: + 43 662 848817
Email: office@galerie5020.at
http://www.galerie5020.at
Öffnungszeiten: Di - Fr 15-19, Sa 11-14 h


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