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curated by_Ami Barak - A Casual Loop: Arachnes Faden ist gerissen

Ausgewählt von dem in Paris lebenden Kurator Ami Barak, präsentiert die Ausstellung vor allem Künstlerinnen, die sich mit uralten textilen Techniken auseinandersetzen und mit kulturellen und sozio-ökonomischen Fragen verknüpft werden.

So arbeitet Kasia Fudakowski für ihr gewebtes Objekt eines Palmteppichs mit lokalen, indigenen Handerkern zusammen. Sie benennt diese auch mit Werktiteln wie „Garcia Garcia Fudakowski, 2017“ oder „Marcelino Hernandez Fudakowski, 2017“ und betont damit die gemeinsame Autorenschaft.

Um die Kollaboration oder Circulation von Kenntnissen und Techniken sowie die Übersetzung von Kopf in die Hand geht es in Fudakowskis Fotografien, die in der Galerie aufliegen. Man kann sich schwer von einem kolonial determinierten Blick auf die Fotos befreien, die die Zusammenarbeit von Künstlerin und Handwerker zeigen. Sind doch Fudakowski und wir alle, die wir uns dieser südamerikanischen Fertigkeiten bedienen, Teil der Jahrhunderte andauernden Ausbeutung der Schwellenländer durch weiße Gesellschaften.
Die Objekte, die Fudakowski gemeinsam mit dem Handwerker Hernandez schuf, sind von skulpturaler Schönheit und gelungene Interventionen im Raum.

Die kroatische Künstlerin Hana Miletić arbeitet ebenfalls mit dem Webstuhl und begibt sich mit ihren Arbeiten in die Tradition von höfischen Tapisserien. Changierende Stoffbahnen in Jacquard aus Wolle und Polyesterfäden erschaffen weiche, haptische Formen. (Softwares 2019)

Einen Schritt weiter als die Circulation vom Kopf in die gewebte Form geht Pusha Petrov. In der Serie „Pudgasnić,“2019“ thematisiert sie ein Initiationsritual der bulgarischen Minderheit in Rumänien. Heranwachsende Mädchen werden rund um das Fest des heiligen Lazarus in alte Kostüme gesteckt. Dabei bekommen sie eine Art Kissen aus alten Kleidern um das Gesäß gebunden, das die idealen Formen von Frauen symbolisieren soll. Petrov fotografierte diese Kissen einzeln vor neutralem Hintergrund und schrieb das jeweils ihr Gewicht hinzu. Damit entstand ein aus dem Kontext gelöstes Kunstobjekt das sowohl einen im Verschwinden begriffenen Ritus auf ironische Art thematisiert und gleichzeitig der Sexismus darin aufgezeigt.

Besonderes Augenmerk verdienen die Arbeiten von Daniel Otero Torres, der Fotografien mit Bleistift nachzeichnet. Sie sind von so vollendeter Technik, dass erst bei näherer Betrachtung die Abbildungen als Graphitarbeiten entschlüsselt werden können. Es ist das Spielen mit Wahrnehmungen, das Torres beschäftigt.

Die Wahrnehmung unserer Welt und die Fülle ihrer Ausdruckskraft ist auch das Thema in Peter Koglers Arbeiten aus 2017. Im Untertitel tragen sie die Bezeichnung „Mixed Media“ und sind collagierte Ausschnitte aus Zeitschriften gepaart mit Wesen – Ameisen u.a. – aus dem Kogler’schen Kunstuniversum. Eine Fülle von Ideen reißt Kogler mit diesen Arbeiten an und schafft damit ein Abbild unserer Bilderwelt von heute.

Miryam Charim und Ami Barak ist ein unterhaltsamer durchaus kritischer und lehrreicher Rundgang zu den Circulationen unserer Zeit gelungen.

Mehr Texte von Susanne Rohringer

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curated by_Ami Barak - A Casual Loop
13.09 - 12.10.2019

Charim Galerie
1010 Wien, Dorotheergasse 12
Tel: +43 1 512 09 15, Fax: +43 1 512 09 15 50
Email: info@charimgalerie.at
http://www.charimgalerie.at
Öffnungszeiten: Di-Fr: 11-18h
Sa: 11-14h


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