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Conditio Humana mit Augenzwinkern

Ein Rundgang durch Galerien in Düsseldorf und Köln im Rahmen der dc-Open

Es ist nicht alles humorlose Kunst-Kunst, Selbstreferentialität und Aktivismus – viele Künstler setzen ihre Kreativität tatsächlich noch ein, um sich mit der Conditio Humana zu beschäftigen, bisweilen mit einem Augenzwinkern. Die gesamte Bandbreite ist aktuell bei gemeinsamen Galerieeröffnungen dc open der Düsseldorfer und Kölner Galerien zu sehen und meistens auch zu kaufen.

In der aktuellen Form unverkäuflich ist eine Installation über das gesamte Treppenhaus bei Kunst & Denker in Düsseldorf. Die Galerie hat sich gerade zusätzlich zum Galerieraum in der dahinter gelegenen Halle eingerichtet, in der mehrere Unternehmen verschiedene Formen zeitgenössischen Arbeitens praktizieren. Der Künstler Tim Berresheim hat sich eingehend mit den Nutzern beschäftigt und die Ergebnisse in einer großen Collage verabreitet, die gesamte Treppenhaus einnimmt. In der teilweise mit 3D-Brille anzusehenden Arbeit geht es um das Verhältnis des zeitgenössischem Menschen zur Arbeit, dem Leben und der digitalen Welt. Ähnlich monumental ist das schwarz-weiße Gemälde floraler Motive, mit dem Paul Morrison die größte Wand der Düsseldorfer Galerie Van Horn überzogen hat. Die Beschäftigung mit der Natur wirkt paradoxerweise trotz formaler Stringenz spielerisch.

Die scheinbaren Alltagsfotografien von Alwin Lay entwickeln bei Natalia Hug (Köln) eine perfide und humorvolle Hinterhältigkeit. Auch die Objekte in Benjamin Houlihans Ausstellung "Victor Stuhl" in der Thomas Rehbein Galerie zwei Straßenecken weiter nehmen sich selbst nicht so ganz ernst.

Eher auf der unheimlichen Seite sind die (Überwachungs-)Installationen von Julia Scher, mit denen die Galerie DREI ihre neuen Räume im selben Haus wie Hug eröffnet. Corinna Schnitt nimmt in ihren Videos bei Philipp von Rosen in Köln auf ruhige Art Befindlichkeiten und Zukunftsvorstellungen ins Visier. Bei Krupic Kersting in Köln verarbeitet der bosnisch-französische Künstler Damir Radović Einflüsse radikaler Strömungen der französischen Kunst- und Protestbewegungen der 60er Jahre und persönliche Erfahrungen zu großformatigen Tableaus.

Nach zehn Jahren sind die gemeinsamen Galerieeröffnungen am ersten Septemberwochenende zur guten Tradition geworden. Was vorher kaum für möglich gehalten wurde, funktioniert mittlerweile zuverlässig. Zwischen 40 und 50 Kollegen aus beiden Städten beteiligen sich regelmäßig an dem Programm. In diesem Jahr sind es 48, davon 18 aus Düsseldorf, der Rest aus Köln. Dazu kommen sieben Off-Räume sowie 20 Museen und Privatsammlungen. Das ist ganz schön viel Programm für ein Wochenende, aber immerhin noch zu bewältigen, während am folgenden Wochenende die Berlin Art Week mit ihrem Angebots-Overkill dem Publikum strenge Disziplin abfordert.

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Alle Ausstellungen der teilnehmenden Galerien unter
--> http://dc-open.de/

Mehr Texte von Stefan Kobel

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