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Robert Frank 1924 - 2019

Vielleicht wäre es einem US-Amerikaner der 1950er Jahre gar nicht möglich gewesen, einen so unverstellten, nackten Blick auf die Vereinigten Staaten von Amerika zu werfen. Es brauchte dazu das Talent eines jungen, 1924 in Zürich geborenen, Fotografen, der erst 1947 in die USA gekommen war. Er arbeitete damals schon als Bildjurnalist für Life, Vogue und Fortune, lernte Elliott Erwitt und Walker Evans kennen, arbeitete Mitte der 1950er Jahre mit Edward Steichen an der großen Ausstellung „The Family of Man“ für das Museum of Modern Art.

1955 bot ihm ein Guggenheim-Stipendium die Möglichkeit, quer durch die Vereinigten Staaten zu reisen und „Land und Leute“ zu fotografieren. Herausgekommen ist dabei die wohl berühmteste Publikation über das Leben in den USA der Nachkriegsjahre, das zuerst in Frankreich unter dem Titel „Les Américains“ erschienen musste, bevor Frank 1959 mit Grove Press einen Verlag in Amerika finden konnte, der „The Americans“ mit einer Einleitung von Jack Kerouac veröffentlichte.
Nur 83 von tausenden Fotografien hatten Eingang in das Buch gefunden und dennoch veränderte Robert Frank damit vor allem auch die Eigenwahrnehmung der Amerikaner nachhaltig. Und Frank inspirierte damit eine ganze Generation von Street Photographern. In den 1960er Jahren begann Frank dann als Regisseur zu arbeiten und es entstand neben vielen anderen der ikonische Film „Cocksucker Blues“ von der USA-Tournee der Rolling Stones 1972 der allerdings kaum gezeigt wurde. Lediglich vier mal jährlich durfte der Film in Anwesenheit von Robert Frank im Rahmen von Screenings gezeigt werden.
Die Albertina widmete Frank 2017/18 eine groß angelegte Retrospektive, ab 13. September sind ausgewählte Arbeiten des Frühwerks bei C/O Berlin zu sehen.

„Es schien als hätte Robert Frank seine Leica in die Welt geworfen um sie aufnehmen zu lassen was immer sie konnte, was sich, ohne Ausnahme, als etwas Außergewöhnliches entpuppte...“ schrieb Peter Schjeldahl im New Yorker. Am vergangenen Montag ist Robert Franks Kamera für immer zu Boden gefallen, er starb 94-jährig in Inverness, Kanada.

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Abbildung: DoDo Jin Ming: Robert Frank, 1998
(© Courtesy the artist)

Mehr Texte von Werner Rodlauer

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