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Thomas Locher, Willem de Rooij - Modern Alibis: Textur und Sprache

In der letzten Ausstellung dieses Jahres stellt die Galerie Kargl zwei Positionen zeitgenössischer Kunst gegenüber, die sich beide mit der Frage nach Wörtlichkeit und Textur beschäftigen.

Zum einen ist es Thomas Locher, deutscher Konzeptkünstler und langjähriger Künstler der Galerie Kargl. Locher zeigt in seinen jüngsten Werken – alle 2019 entstanden – Buchstaben aus Stoff hinter Glas.
Für das so von ihm bezeichnete „Lumpenalphabet“ presst er Stofffetzen unter Acrylglas, die so wie eingefroren erscheinen. Diese „Lumpenlettern“ entfalten eine ähnliche Wirkung wie aufgespießte Insekten hinter Glas - eine Art „Natura morta“.

Tatsächlich geht es Locher schon seit Jahrzehnten um die Erforschung der Grundlagen von Sprache und grammatikalischer Ordnung. Dabei legt er die Subjekt- und Objektbeziehung von Sprache ihrer Adressaten und ihres Kontextes frei und untersucht deren Themenfelder. 2013 stellte er die Frage nach den Beziehungen von Sprache und Ökonomie und war mit diesen Werken in der Wiener Secession vertreten (Homo Oeconomicus).
Auch die Wirkungsweisen von Sprache in der Rechtsprechung und Jurisprudenz interessierten Locher und führten zu weiteren konzeptuellen Arbeiten.

Bei Kargl bezieht sich der Künstler auf die Buchstäblichkeit von Sprache auf die Literary Art wie dies Michael Fried bereits in den 60er Jahren formulierte. Von Fried als Kritik an der Minimal Art gedacht, zitiert dieser Verweis nicht zuletzt den skulpturalen Charakter von Lochers Arbeiten. Der Künstler nimmt in seinem künstlerischen Verfahren auch auf den Entstehungsprozess von Papier Bezug: Lumpen, Stoffreste werden ja bei der Papierherstellung verkocht und bilden nachdem sie zu einer Art Textur geschöpft wurden die materielle Grundlage für das Aufschreiben von Buchstaben.

Um Syntax, Ordnungsprinzipen, Kette und Schuss geht es in den gewebten Objekten des niederländischen Künstlers Willem de Rooij. Seit 2009 stellt er handgewebte Wandteppiche her, die hier in den Farben Rosa, Braun und Gelb zu sehen sind. Die Arbeiten changieren an der Schnittstelle zwischen Skulptur und Bild. Auch spielt er mit der Fragestellung, ob die gewebte Textur Leinwand oder Kunstobjekt per se ist. Rooij, der in Amsterdam Kunstgeschichte und Kunst studierte, erinnert mit seinen Objekten an Bilder alter Meister, die er dabei durch die Art der Präsentation seiner Arbeiten und Fragen nach Repräsentation indirekt zitiert. Unterstrichen wird dieser „erhabene“ Kunstanspruch durch aufwendige Blumenarrangements die abgestimmt auf die Farbigkeit der Gewebe in der Ausstellung platziert wurden.

Mit der Gegenüberstellung von Thomas Locher und Willem de Rooij webt die Galerie Kargl selbst eine Art künstlerische Textur und verknüpft die Vielschichtigkeit der beiden künstlerischen Positionen zu einer eigenständigen Art Werk(schau).

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Eventtipp: Montag, 9. Dezember 2019, um 18 Uhr in der Galerie
Thomas Locher und Willem de Rooij im Gespräch mit Nicolaus Schafhausen

Mehr Texte von Susanne Rohringer

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Thomas Locher, Willem de Rooij - Modern Alibis
25.10 - 21.12.2019

Galerie Georg Kargl
1040 Wien, Schleifmühlgasse 5
Tel: +43 1 585 41 99, Fax: +43 1 /585 41 99-9
Email: office@georgkargl.com
http://www.georgkargl.com
Öffnungszeiten: Mi-Fr 13-19
Sa 11-16h sowie nach Vereinbarung


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