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Cologne Fine Art: Stabübergabe zum Miterleben

Gleich auf zweifache Weise lässt sich auf der Cologne Fine Art & Design heuer eine Stabübergabe live miterleben. In ihrer 50. Ausgabe tritt die ehemals altehrwürdige, aber in der letzten Dekade dahinsiechende Westdeutsche Kunstmesse frischer und vielseitiger denn je auf.

Zum einen hat jetzt Daniel Hug, Direktor der Art Cologne seit 2008, die Messeleitung nicht mehr nur kommissarisch in die Hand genommen, sondern er räumt auch direkt groß um. Die Messe sieht entrümpelt und gestraffter aus und lässt sich leichter navigieren. Viel mehr hat sich jedoch inhaltlich getan. Hug hat die Messe in zwei Richtungen erweitert. Es ist ihm gelungen, einige Händler aus dem Bereich der Alten Kunst zu gewinnen und gleichzeitig das schon unter der vorvorigen Leiterin Ulrike Berendson propagierte Design in den Fokus zu rücken.

Noch nie war auf einer deutschen Kunstmesse historisches Design so umfassend und in vergleichbarer Qualität zu sehen. Ursache dafür sind nicht nur zwei Sonderschauen: „bauhaus original“ ist zu dessen 100. Geburtstag von den drei Galerien Berinson, Derda und Ulrich Fiedler (alle Berlin) mit musealer Qualität zum Kaufen bestückt worden. In einer weiteren Sonderschau, kuratiert von dem Sammler PC Neumann, sind unter dem Titel „Utopie der Form“ Kreationen nachfolgender Generationen zu sehen bis hin zu fröhlich bunten Entwürfen italienischer Gestalter aus den 70er Jahren. Eine ganze Reihe neuer Aussteller, wie Guelfucci (Berlin), Martin Bohn + Partner, Martin Glanz Mobiliar oder Markanto (alle Köln) fächern in diesem Segment ein breites Spektrum auf.

Der Bereich der Antiquitäten ist ebenfalls wieder breiter vertreten, so dass der Kölner Mittelalter-Spezialist Elmar Robert nicht mehr alleine die Fahne hochhalten muss. Mit Kollenburg Antiquairs aus Oirschot bei Eindhoven etwa weitet sich das Ausstellefeld nach langen wieder über die deutschen Grenzen aus. Auch der Biedermeier-Händler Tilman Roatzsch aus dem Bayerischen Schnaitsee ist nach ein Pause wieder dabei. Zwei Welten scheinen aufeinanderzuprallen mit den sich gegenüberliegenden Ständen des deutschen „Möbel-Papstes“ Thomas Schmitz-Avila aus Bad Breisig mit seiner klassischen Präsentation musealer Möbel von Barock bis Biedermeier und Erstaussteller Sebastian Jacobi aus Bad Ems mit seiner Galerie meinweiss. Der gelernte Restaurator hat eine didaktisch anspruchsvolle Präsentation mit Bug- und Schichtholzstühlen von Jean-Joseph Chapuis (1765-1864) zusammengestellt, einem neo-klassizistischen Pionier dieser Technik, weit vor Thonet. Ganz neu auf der Messe ist ebenfalls die junge Galerie Balbach aus Münster, die neben Pendülen vor allem Möbel des 19. Jahrhunderts nicht nur zum Bewundern, sondern zum Be-Wohnen mitgebracht hat. Bei Preisen um 4.000 Euro für ein Schreibmöbel etwa könnten sich selbst Nicht-Sammler fragen, ob sie ihr Geld wirklich zum Filialisten tragen wollen, um dort Massenware zu kaufen, die spätestens nach dem zweiten Umzug reif für den Sperrmüll ist.

Schwächen lassen sich allerdings immer noch bei den Zeitgenossen finden, Altlasten von der vorherigen Leitung. Die müssen noch abgebaut werden, schon um das durchaus sehenswerte Angebot von Klassischer Moderne bis Nachkriegskunst nicht zu entwerten. Den Spagat zwishen wirtschaftlich sinnvoller Größe und Qualität muss Hug meistern, will er den Bestand der Cofa sichern. Die Jubiläumsaufgabe ist ein Zeichen der Hoffnung, nicht nur weil die Qualität stimmt und das Angebotsspektrum anspricht, sondern auch, weil eine junge Händlergeneration die Szene auffrischt und versucht, ein jüngeres Publikum anzusprechen. Jetzt muss es sich nur noch herumsprechen, dass Köln wieder eine Reise wert ist. Und die Besucher müssen auch tatsächlich kaufen. Sonst hilft den Ausstellern die schönste Messe nicht.

Mehr Texte von Stefan Kobel

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Cologne Fine Art
21 - 24.11.2019

Cologne Fine Art
50679 Köln, Messe Köln, Messeplatz 1, Halle 11.2
http://www.colognefineart.de
Öffnungszeiten: täglich 12-20h


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