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Focus Wien in Luxemburg

In Wien dürfte man sich noch an Caroline von Reden erinnern. Vor einigen Jahren war sie bei der damaligen Viennafair für die VIPs verantwortlich. Jetzt ist sie Direktorin der Luxembourg Art Week. Die mit 80 Ausstellern eher kleine Messe hat seit ihrer Premiere 2015 an Qualität gewonnen und lockt mittlerweile nicht nur einheimische Besucher und Aussteller, der weit überwiegende Anteil der Galerien kommt aus dem nahen Ausland.

Dass die neue Sektion [Focus] mit Wien startet, ist ein Zufall, denn die Direktorin ist erst seit vier Monaten im Amt. Der Fokus ist daher mit nur fünf Galerien auch noch recht unscharf. Er lockt nicht nur mit reduzierten Standpreisen, sondern auch mit einem kostenfreien Sammeltransport. Ein weiteres Service für Galerie ist die Auslieferung verkaufter Werke innerhalb Luxemburgs, den der Veranstalter für 160 Euro anbietet - pro Adresse, nicht pro Objekt. Das dürfte ziemlich einmalig sein. Sturm & Schober wäre allerdings auch ohne diesen Anreiz wiedergekommen. Bei Preisen von 1.600 Euro für die kleinen Erdausreibungen" von Herman de Vries dürfte die Unterstützung jedoch durchaus willkommen sein.

Im vierstelligen Bereich liegen fast alle Verkäufe der ersten beiden Tage. Traditionell wird hier eher später gekauft. "Wir kommen wieder", ist am Vernissagetag ein viel gehörter Satz in den Kojen. Anders als an anderen Orten ist er allerdings auch so gemeint. Im Gespräch sind die Besucher:innen da ganz offen. Die Eröffnung sei ein social event, gekauft werde am Wochende. Die Luxemburger Szene nimmt solche Gelegenheiten gerne wahr. Die Überschaubarkeit des Soziotops hat für den Messegründer und Galeristen Alex Reding zwei Seiten: "Die zwei Hüte, die ich trage, sind für die Organisation der Messe extrem nützlich, weil ich auf der Messe tagsüber Aussteller bin und abends auf den Events mit Galerist:innen sprechen kann, die dann später hier ausstellen", erklärt er.  "Aber es ist für mich unmöglich, Galerie und Messe gleichzeitig zu betreiben. Meine Sammler, die ich über 20 Jahre aufgebaut habe, sind jetzt die Sammler der Aussteller hier. Das geht so nicht." Mit  dem Engagement der Direktorin könne er sich jetzt wieder auf die Galerie konzentrieren. Die Abläufe seien etabliert, nun gehe es mehr um Konzepte und die Entwicklung der Messe. Diese Entwicklung ist an den teilnehmenden Galerien ablesbar. Neben lokalen Größen sind auch französische und belgische Schwergewichte wie Lelong (Paris/New York), Maruani Mercier (Brüssel), QG Gallery (Brüssel) oder La Pationoire Royale Bach regelmäßige Gäste. Auch jüngere Galerien der größeren Region mit intellektuell anspruchsvolem Programm fühlen sich hier mittlerweile wohl. Etwa Felix Frachon, der in Brüssel seine Galerie mit einem dezidierten, aus vielen Elementen bestehenden Programm führt - darunter Installationen und Positionen des globalen Südens - und zum dritten Mal teilnimmt.

Auschließlich an Luxemburger:innen habe er bei seinen ersten beiden Teilnahmen an der Messe verkauft, erklärt Jörk Rothamel aus Frankrurt/Main und Erfurt noch kurz vor der Preview. Am  nächsten Tag ist schon alles anders. Die beiden surreal anmutenden Monumentalgemälde des In Vietnam geborenen und in Deutschland aufgewachsenen und lebenden Nguyen Xuan Huy mit Preisschildern von 35.000 und 70.000 Euro habe er am Vorabend innerhalb weniger Minuten an eine belgische Privatsammlung verkauft. Zwei kleinere Arbeiten habe er nach Deutschland vermittelt und nur eine nach Luxemburg.

Beharrlich erweitert die LAW ihren Einzugsbereich, bei Aussteller:innen wie bei Besucher:innen. Quantitativ scheint ein Wachstum weder realsitisch noch wünschenswert. Jetzt geht es darum, an der Qualität zu feilen. Denn nicht nur bei den luxemburgischen, auch bei den auswärtigen Galerien besteht da durchaus Potential.

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Noch bis 12. November
Details: --> luxembourgartweek.lu

Mehr Texte von Stefan Kobel

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