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Gedrängel

Bassenge, Grisebach, Lempertz und Van Ham in vier Tagen Mit knapp vier Kilogramm Katalogen beglückt die Villa Grisebach in Berlin ihre Kunden zum 20-jährigen Jubiläum. Am 1. und 2. Dezember wird das hochkarätigste Angebot der Saison aufgerufen. Toplos sind prisamtisch zerlegte "Hohe Häuser IV" Lyonel Feinigers aus dem Jahr 1919 (Lot 60/Taxe 1,2-1,5 Mio. Euro). Das letzte aus einer Reihe von vier Bildern besticht durch den Verzicht auf jegliches erzählende Element und die völlige Unterordnung der einzelnen Teile unter den Bildrhythmus. Feinigers Abschiedsgruß an die deutsche Romantik und das Meer "Dünen am Abend II" aus dem Jahr 1937 (Lot 63) schlägt leisere Töne an und soll mit 500.000 bis 700.000 Euro auch preiswerter zu haben sein. Einen Henry Moore fürs Wohnzimmer gibt es mit seinem Arbeitsmodell "Working model for three piece Reclining Figure: Draped" von 1975 (Lot 87/Taxe 800.000-1,2 Mio. Euro). Ein "Abstraktes Bild" Gerhard Richters (Lot 97) soll 500.000 bis 700.000 Euro kosten, ein "Bulgarisches Haus" von Mathias Weischer (Lot 99) 100.000 bis 150.000 Euro. In Sonderkatalogen werden 20 Aquarelle Emil Noldes und die Sammlung des Berliners Peter Hopf, der sich der expressionistischen Novembergruppe gewidmet hatte, präsentiert. Bei der Galerie Bassenge, die Kunst des 20. Jahrhunderts zeitgleich mit dem lokalen Konkurrenten Grisebach verkauft, steht Graphik im Vordergrund. Mit sechsstelligen Zuschlägen ist daher nicht zu rechnen. Nominelle Toplose sind die Mappenwerke "Columbus" I und II (Lot6915/Taxe 45.000 Euro) sowie "Kinderstern" (Lot 6916/Taxe 40.000 Euro) der Edition Domberger mit Arbeiten unter anderem von Joseph Beuys, Max Bill, Eduardo Chillida, Iljia Kabakov und Mimmo Paladino. Zu den interessantesten Losen gehört Ernst Wilhelm Nays frühes Gemälde "Nächtliches Meer" aus dem Jahr 1935 (Lot 6961/Taxe 28.000 Euro), in dem eine abstrahierte rote Menschengestalt sich einem in Schwarz und Weiß wogenden Meer gegenüber sieht. Das Kunsthaus Lempertz in Köln war so umsichtig, die eigenen Auktionen ausnahmsweise in die Wochenmitte zu verlegen, um nicht Bieter an die Hauptstädter zu verlieren. Denn das hochwertige Angebot verlangt nach potenten Käufern. Schließlich hat man mit Heinrich Campendonks "Großes Bild mit Pferden" (Lot 51) Großes vor. Das 1914 entstandene Gmälde wurde um 1930 bei der Galerie Flechtheim erworben und befindet sich seitdem in französischen Privatbesitz, im Werkverzeichnis gilt sein Verbleib als unbekannt. Entsprechend hoch sind die Erwartungen von 800.000 bis 1,2 Mio. Euro. Ein "Stilleben mit zwei Holziguren und Blumen" Ernst Ludwig Kirchners (Lot 194) von 1919/20 mit einem Schätzpreis von 500.000 Euro ist dagegen fast schon Handelsware. Mit musealen Weihen aus Hannover versehen und vielfach ausgestellt ist die "7. abstrakte Komposition" von Kurt Schwitters (Lot 396), für die 400.000 bis 450.000 Euro erwartet werden. Bei den Zeitgenossen soll als teuerstes Los eine abstarkte "Pyramide" Gerhard Richters (Lot 846) aus dem Jahr 1983 für 350.000 Euro gut sein. Als einziges Haus haben die Kölner ein Gemälde von Martin Kippenberger im Katalog. Für 40.000 Euro soll sein Gemälde mit Modelliermasse "Ätz" (Lot 702) den Besitzer wechseln. Van Ham in Köln - wegen der lokalen Konkurrenz von Lempertz ebenfalls am Wochnendtermin - backt kleinere Brötchen. Immerhin hat man mit einem unbetitelten abstrakten Bild Gerhard Richters (Lot 510/Taxe 60.000 Euro) ein prominentes und - verglichen mit den großen Wettbewerbern - preiswertes Toplos bei den Zeitgenossen. Noch etwas teurer soll Hermann Max Pechsteins "Blumenstilleben mit chinesischem Buddha" werden (Lot 450/Taxe 90.000 Euro). Stark sind die Kölner im Bereich klassisch moderner Skulptur. Darunter ist eine "Baigneuse sans bras/Petite Venus" von Aristide Maillol (Lot 42/Taxe 25.000 Euro) mit interessanter Provenienz. Die Bronze befand sich anfangs im Besitz von Karl Ernst Osthaus und wurde später über die Galerie Flechtheim verkauft.
Mehr Texte von Stefan Kobel

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