Heimo Zobernig / Jumana Manna: Abstraktion und Recherche
In ihrem dialogischen Programm präsentiert Diana Baldon in der Kunsthalle Malmö die erste Einzelausstellung von Heimo Zobernig in Skandinavien, die mit einer Film- und Skulpturenpräsentation der amerikanisch-palästinensischen Künstlerin Jumana Manna gekoppelt ist. Das modernistische, 1975 eröffnete Gebäude nach den Plänen des Architekten Klas Anshelm mit seinen 500 Oberlichtern dient als ideale Plattform für Zobernigs abstrakte Referenzen an die Malerei und die Geschichte der Minimal Art in einem räumlich konstruktivistischen Setting. Der Titel der Ausstellung, wood painting, rekurriert auf das gleichnamige Theaterstück, das Ingmar Bergmann 1954 für seine Studenten im Stadttheater Malmö schrieb und das später auch als Vorlage für seinen Film „Das siebente Siegel“ dienen sollte. Zobernigs präzise Auseinandersetzung mit dem Raum zeigt sich in einer multiplen Installation von bühnenartigen Elementen, die auf dem Boden angebracht sind und die Wände frei lassen um den Blick auf die architektonische Beschaffenheit des Gebäudes zu schärfen. Langgezogene graue und weiße Paneele verweisen auf Versatzstücke der Trennwände der vorangegangenen Ausstellung von Joan Jonas. Zentral in der Ausstellung befinden sich eine Reihe von modularen Podien, auf denen Fell-ähnliche Textilien im Schachbrettmuster angebracht sind, die BesucherInnen zur Benutzung und in weiterer Folge zu einer Kontemplation des Raumes und seiner Deckenkonstruktion anregen. Die gezielte Auseinandersetzung mit der Geschichte der Abstraktion und modernistischen Formgebung wird dadurch akzentuiert während die lockere Anordnung der Elemente den Raum offen lässt und zahlreiche Blickachsen generiert. Jumana Manna hingegen rückt in den Mittelpunkt der Präsentation ihren jüngsten Film „A magical substance flows into me“, der auch auf der diesjährigen Sydney Biennale gezeigt wird. Der Film entstand aus einem Rechercheprojekt rund um das Radioprogramm „Oriental Music“, das der deutsch-jüdische Ethnomusikologe Robert Lachmann 1936-37 für den palästinischen Rundfunk zusammenstellte. Manna reiste quer durch Israel und Palästina um die VertreterInnen jener Musikgruppen zu interviewen, die auch für Lachmann von Interesse waren. Dadurch begegnete die Künstlerin kurdischen, marokkanischen und jemenitischen Juden, Palästinensern in städtischen und ländlichen Gegenden, Beduinen sowie koptischen Christen. Ebenso interviewte sie ihre Eltern in Ostjerusalem, wodurch eine persönlich motivierte Geschichte rund um das Schicksal der PalästinenserInnen seit 1948 entsteht, das durch das Potential von Musik aufgearbeitet wird. Die vasenartigen Objekte im Korridor erinnern an körperähnliche Formationen, die als Symbole für Gefäße, die von Flüssigkeiten und Sound durchdrungen werden, gelten.
30.01 - 01.05.2016
Malmö Konsthall
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